Mittwoch, 10. Juli 2013

Ungaren und das Deutsch

Ist die Deutsche Sprache wirklich so kompliziert? 

Auf diese Frage werden viele Ungarn mit ja antworten, denn allein schon die Tatsache, dass sie den Sinn erfasst haben, scheint ja Beweis genug. 

Doch sollen sie dann Rede und Antwort stehen, geht`s meist nicht mehr weiter, und bald merkt der deutschsprechende Partner, wie schwer es einem Ungarn fällt, wirklich deutsch zu sprechen. Abgesehen davon, dass die Artikel "der, die, das" einem Ungarn so fremd sind wie die drei Geschlechter an sich - weil es im Ungarischen nämlich nur ein einziges Geschlecht für alle Substantive gibt -, ist alles, was er von der deutschen Sprache gelernt hat, plötzlich im Eimer, falls jemand so deutsch mit ihm spricht, wie ich es in einem Restaurant in Budapest  hörte, wo sich folgender Dialog zwischen einer Dame mit Berliner Akzent und einem ungarischen Kellner entspann.

Dame (zeigt mit dem Finger auf jene Stelle in der auch auf deutsch ab- gefassten Speisekarte, wo auch "borjúláb" (Kalbsstelze) wiedergegeben war: "Bitte bringen Sie mir das hier!"
Ober (verneigt sich höflich):
"Diese Kalbsstelze ist nicht mehr."
Dame (zu ihm aufblickend) : "Ist alle?"
Ober (in seinem Schuldeutsch nach der Bedeutung des Wörtchens
"alle" kramend): "Nicht alle."
Dame: "Nicht alle? Dann bringen Sie mir eine Portion".
Ober (merkt, daß er falsch verstanden wurde und wiederholt):
"Dieser Kalbsstelze ist nicht mehr."
Dame: "Also doch alle!"
Ober: "Alle Kalbsstelze ist nicht mehr".
Dame: "Alle sind alle?" 
Ober: "Nein"!
Dame: "Dann gibst also noch welche!"
Ober: "Nein."
Dame: "Also doch alle........."
Ober: "nein alle da."
Dame (ruhig): "Kalbsstelze da? Hier Restaurant?"
Ober: "Sie da, ja."
Dame: (deutlich hörbar aufschnaufend) "Haben Sie Gulasch"?
Ober: "Gulasch auch da!"
Dame: "Dann bringen Sie mir ein Gulasch!"

Gekommen ist der Ober dann schliesslich mit Kalbsstelze 

Das Deutsch ist also
für Ungaren nur sinnvoll, wenn sie die Anwendung der Sprache geübt haben.